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N-3: Die Kunst der Schuldzuweisung



„Der hat aber angefangen!!“


Zitat: "Am häufigsten und hemmungslosesten wird diese Form der der PaLü vor und während der Auseinandersetzung zwischen Staaten verwendet. Das gilt sowohl für militärische als auch für wirtschaftliche Konflikte. Entscheidend ist dabei, dass man der jeweils anderen Seite alle Schuld gibt und sich selbst als das Opfer darstellt. Natürlich schaukeln sich solche Konflikte immer wie ein Ping-Pong Spiel auf und es gibt wenige Fälle, wo die Schuld an dieser stufenweisen Eskalation mehrheitlich der einen Seite zugeschrieben werden kann. Aber genau deshalb ist es so wichtig, dass Sie bei jedem Konflikt ohne jede Einschränkung alle Schuld der anderen Seite zuschreiben. Würden Sie das nicht tun, könnte sich leicht anhand des Eingeständnisses eigener Teilschuld die Suche nach weiteren Versäumnissen oder Provokationen der eigenen Seite einstellen. Sicherlich würden die Suchenden auch fündig werden. Deshalb besteht das oberste Gebot in der radikalen Vereinfachung und Beschränkung des Blickes auf die Schuld der anderen.


Eine Kindergarten-Methode hat sich bei militärischen Konflikten besonders bewährt und wird nahezu immer verwendet: Die andere Seite hat angefangen. So beschuldigen sich beiden Seiten stets gegenseitig nicht nur die Ursache des Konflikts zu sein, sondern auch den Auslöser für dessen Eskalation geliefert zu haben. Auf diese Weise wird der Berichterstattung darüber nichts weiter übrig bleiben, festzustellen, dass sich die Konfliktparteien gegenseitig beschuldigen. Ursache und Auslöser des Konflikts bleiben offiziell im Dunkeln, so dass die politischen Kommentatoren sich diejenige Interpretation des Geschehens aussuchen können, die am besten in ihre politische Ideologie passt.


Diese Methoden der PaLü können Sie jedoch auch auf jede Form der politischen Auseinandersetzung verwenden. Es ist immer die andere Partei, die das Zustandekommen eines Kompromisses verhindert oder einen Streit angefangen hat. Dabei ist es zu empfehlen, die eigene Position als die moralisch überlegene oder wirtschaftlich vernünftigere darzustellen. Warum das so ist, braucht nicht mehr genau begründet zu werden, weil die andere Seite ja Schuld am Scheitern eines Abkommens ist, also die genauere Diskussion des möglichen Inhaltes desselben überflüssig wurde.


Es ist eigentlich unnötig zu erwähnen, dass die Kunst der Schuldzuweisung das Grundelement jedes Ehestreites darstellt. Hier gelten genau die gleichen Mechanismen, die oben umrissen wurden. Ähnlich ist es bei Konflikten zwischen Geschwistern oder von Eltern und erwachsenen Kindern, die oft die gleiche Unerbittlichkeit haben wie diejenigen zwischen Ehepartnern, die auf eine Scheidung zusteuern."

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