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N-1: Eine unschlagbar wirksame PaLü: „Wir sind dafür nicht zuständig“



Wer nichts tut, kann alles falsch machen.


Zitat: "Die beste Form von Verantwortungslosigkeit ist die kollektive Verantwortungs-losigkeit. Sie wird dadurch erreicht, dass man Verantwortung auf so viele Stellen und Personen verteilt, dass jeder mit Leichtigkeit mit dem Finger auf einen anderen in diesem Netz weisen kann, falls nach der Verantwortung für eine Fehlentscheidung gesucht wird. Natürlich ist das eine skrupellose PaLü, aber auch sehr eine effektive. Die behauptete Nicht-Zuständigkeit für Entscheidungen und Fehlentscheidungen ist ein Standardverfahren in Regierungen, Banken und teilweise auch in großen Firmen.


Aufgrund der föderalen Struktur der Bundesrepublik und ihrer Einbindung in die Europäische Union gibt es sehr viele Schichten, von denen Verantwortlichkeiten auf die jeweils andere projiziert werden können: Die Städte können nicht agieren, weil die Länder zuständig sind. Den Ländern sind die Hände gebunden, weil der Bund das letzte Wort hat. Schließlich kann auch der Bund nicht verantwortlich sein, weil ja die EU erst zustimmen muss. Das dauert und dauert, wenn es um Entscheidungen geht. Bei der Suche nach Verantwortlichen für Fehlentscheidungen wird man in diesem vielschichtigen Gewirr fast nie fündig. So ist es auch nicht möglich, bestimmte Personen zur Verantwortung zu ziehen. Natürlich könnte man sie identifizieren, wenn sie sich nicht hinter dem PaLü-Schutzschild der Nicht-Zuständigkeit verbergen würden.


Mit anderen Worten, wenn Sie mit den Konsequenzen von Fehlentscheidungen oder enormen Verzögerungen von Projekten konfrontiert werden, sollten Sie immer darauf verweisen, dass Sie entweder überhaupt nicht oder wenigstens nicht allein zuständig sind. In den USA nennt man das auch „Slow Rolling“. Man schiebt also einen Vorgang von einer Stelle zur anderen, um ihn endlos in die Länge zu ziehen. Niemand kann dagegen wirklich etwas unternehmen: Es dient ja angeblich der Objektivität und Sicherung optimaler Begutachtung der Angelegenheit von allen Seiten. Das können Sie leicht solange durchhalten, bis die Sache vergessen ist oder sich von selbst erledigt hat.


Besonders beschämende Beispiele für das Ausweichen in die PaLü der Nicht-Zuständigkeit sind Kasino-Spiele der Banken, die durch die Steuerzahler gerettet werden mussten. Gleiches gilt für die jahrelang unentdeckt gebliebenen, aber erfundenen Milliardenguthaben einer kurz vor der Insolvenz hochgelobten DAX-Firma. Aber auch für die Verzehnfachung der Kosten und Bauzeit von großen Projekten ist nie ein Schuldiger gefunden und zur Rechenschaft gezogen worden. Das ist die Schönheit der kollektiven Verantwortungslosigkeit! Sie müssen allerdings bei der Anwendung dieser Methode komplett skrupellos sein: Sobald Sie auch nur eine Teilverantwortlichkeit einräumen, kann man Sie am Kragen packen und zum Sündenbock machen."

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