Wer schon nicht überzeugen kann, soll wenigstens für Verwirrung sorgen.
Zitat: "Wenn Sie Journalist sind, müssen Sie diese Methode der PaLü im Schlaf beherrschen. Aus einem längeren Interview sollten Sie in kurzer Zeit diejenigen Sätze oder Satzfragmente heraus fischen können, die im Kontext Ihrer Kommentare das gewünschte Bild ergeben. Dies gelingt dann besonders gut, wenn Sie in Ihrem Text oder TV-Beitrag auch noch andere Personen zu Wort kommen lassen, die mit ihren Aussagen den Eindruck bestätigen, den Sie mit Ihren Interview-Schnipseln erzeugt haben. In vielen Fällen gelingt es auf diese Weise, den Eindruck zu erwecken, Ihr Interviewpartner habe genau das Gegenteil dessen gesagt, was er eigentlich ausdrücken wollte.
Angesichts des inflationären Gebrauchs dieser Methode verlangen viele Interviewpartner inzwischen, dass der Text vor dem Druck durch diese autorisiert werden muss. Das ist zwar lästig, Sie können dieses Problem aber in der Regel leicht umgehen. Dazu brauchen Sie nur den autorisierten Text „aus redaktionellen Gründen“ oder aus „Platzgründen“ so zu kürzen, dass der Eindruck der gewünschten PaLü entsteht. Natürlich kann man diese Veränderung aus „Zeitgründen“ nicht noch einmal autorisieren lassen. Mit dieser Argumentation werden sich die Geprellten zufrieden geben müssen. Oft versuchen sich Journalisten zuerst in das Vertrauen von arglosen Interviewpartnern einzuschleichen. Dadurch wird es für diese psychologisch schwieriger, auf rigiden Regeln für die Abnahme des fertigen Artikels zu bestehen. Zuweilen reicht ein einziger Bericht dieser Art, Schriftsteller oder Personen des öffentlichen Lebens zu erledigen. Frühere Kollegen und Freunde gehen auf Abstand, Verlage distanzieren sich. Der Betroffene wird den künstlich angehefteten Makel nie wieder los.
Diese PaLü-Methode kann man natürlich auch bei Radio- und TV-Interviews anwenden. Hier ist es sogar noch leichter. Die Sendungen müssen in der Regel noch am gleichen Tag geschnitten und vertont werden. Also bleibt überhaupt keine Zeit, das fertige Produkt noch einmal autorisieren zu lassen. Es ist deshalb auch unüblich. Wenn Sie nun eine Auswahl der „richtigen“ 15-20 Sekunden Fragmente aus einem langen Interview in den Bericht einstreuen, ist die erwünschte Botschaft sicher.
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